
Mit dem Ziel die Digitalisierung in Form von Industrie 4.0-Technologien voranzubringen und in die Praxis zu überführen, haben sich Hersteller von Komponenten, Systemen und Anlagen sowie Anlagenbetreiber im „Digital Data Chain Consortium“ (DDCC) zusammengeschlossen. Auch WIKA ist gewähltes Mitglied im DDCC.
Wie können Unternehmen durch die Bereitstellung von digitalen Daten manuelle Prozesse beschleunigen, etwa bei der Gerätewartung? Die Mehrheit der Industrieunternehmen arbeitet daran, ihre Infrastruktur und Prozesse fit für die Industrie 4.0 zu machen. Doch nur wenige setzen digitale Lösungen bereits in großem Maßstab erfolgreich ein. Um weiter voranzukommen, braucht es eine effektive Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure. Egal ob Anlagenbetreiber, Hersteller von Maschinen und Komponenten oder Lösungsanbieter, ein gegenseitiger Austausch technischer Informationen und Daten ist unabdingbar. Dies gelingt nur effizient, wenn Daten herstellerübergreifend standardisiert sind. Dann werden daraus schnell verfügbare Informationen mit Mehrwert, zum Beispiel bei der Suche nach einer gültigen Betriebsanleitung und dem relevanten Kapitel.
Industrieweite Standards etablieren
Eine zentrale Voraussetzung, um reibungslos zusammenzuarbeiten, sind klar definierte Standards und Plattformen für den Informationsaustausch zwischen allen Partnern. Solche Standards und Technologien haben Hersteller und Anlagenbetreiber in der Industrie gemeinsam in Gremien erarbeitet und entwickeln sie ständig weiter. Eine wichtige Aufgabe ist dabei nach wie vor, nationale Normen in international gültige und anerkannte IEC-Normen zu überführen. Dieser Prozess beinhaltet diverse Abstimmungen innerhalb definierter Fristen und benötigt dementsprechend Zeit.
Das DDCC setzt sich dafür ein, diese drei definierten Technologien der digitalen Datenkette voranzubringen:
- Automatische Identifizierung physischer Objekte (IEC 61406) anhand einer weltweit eindeutigen Seriennummer. Die Nummer wird über einen 2D-Code eingelesen, zum Beispiel einen QR-Code
- Digitale Herstellerinformationen nach VDI 2770. Die Richtlinie definiert eine strukturierte und einheitliche Bereitstellung von Produktspezifikation und -dokumentation. Auch hier wird eine IEC-Normung angestrebt
- Digitale Informationsaustauschplattformen zum Bereitstellen und einfachen Teilen der aktuellen Daten für ein eindeutig definiertes Objekt, beispielsweise ein Messgerät
Digitaler Produktpass zum einfachen Bereitstellen von Daten
Auf lange Sicht sollen diese Technologien auch dazu führen, die Systemanforderungen des „Digital Product Passport“ (DPP) zu erfüllen. Ein DPP soll gemäß der EU-Verordnung ESPR („Ecodesign for Sustainable Product Regulation“) 2027/2028 für elektronische Produkte verpflichtend werden. Die DDCC-Aktivitäten unterstützen das Systemkonzept „DPP4.0“ des ZVEI sowie der IDTA mit einer weiteren Technologie, der sogenannten „Verwaltungsschale“ (VWS oder englisch AAS, „Asset Administration Shell“) zur Beschreibung eines digitalen Zwillings. Diese Technologie gemäß der IEC 63278 ermöglicht es, die Daten eines Assets als strukturiertes Informationsmodell abzubilden und die Daten während des Produktlebenszyklus herstellerübergreifend auszutauschen. Der DPP4.0-Ansatz wird von weiteren wichtigen Industrieverbänden wie VDMA und NAMUR unterstützt.
Auch bei WIKA steht das Thema digitaler Produktpass auf der Agenda. Neben dem bereits begonnenen Ausrollen der eindeutigen Geräteidentifikation inklusive QR-Code nach der IEC 61406 gibt es weitere Schwerpunktthemen, beispielsweise:
- Berechnung des „Product Carbon Footprint“ (PCF) für Messgeräte
- Datenmanagement und Austausch von Produktinformationen mit Lieferanten und Kunden (VDI 2770, Information-Exchange-Plattformen, Verwaltungsschale)
Kollaboration eröffnet neue Potenziale
Der Beitritt zum DDCC erlaubt es WIKA, die Anforderungen der verschiedenen Lösungskonzepte aus erster Hand zu erhalten und deren Inhalte auszugestalten. Mit anderen gemeinsam kann die normkonforme Umsetzung bei Bedarf abgestimmt werden, um den engen Zeitplan der EU-Ökodesignverordnung (ESPR) mit dem DPP zu erfüllen. Das Thema ist für nahezu alle Produktbereiche und Produktionsstandorte von WIKA relevant, im ersten Schritt insbesondere für den europäischen Zielmarkt. Setzen die Mitglieder des DDCC die Lösungskonzepte gemeinsam gut um, birgt dies allerdings auch global wertvolle Potenziale.
Das DPP4.0-Konzept zur Erstellung eines digitalen Zwillings von Assets mit einem herstellerübergreifenden, einheitlichen System zum Datenaustausch ermöglicht viele weitere Use Cases – in der Messtechnik zum Beispiel einen papierlosen Prozess für digitale Kalibrierzertifikate. Daher ist das Thema Standardisierung und Normierung des DPP zwar zunächst eine Hürde, die es gemeinsam zu meistern gilt, bietet dann aber die Chance für weitere innovative Geschäftsmodelle im Zuge der digitalen Transformation.
Hinweis
Weitere Details zur Arbeit des DDCC erfahren Sie auf der DDCC-Webseite. Ein Beispiel für Potenziale, die durch digitale Nutzungsinformationen einhergehen können, welches auch WIKA unterstützt hat, finden Sie auf der ZVEI-Webseite: Digitale Nutzungsinformationen: weniger Papier, bessere Funktionalität. Nähere Informationen zum Unternehmen WIKA erhalten Sie auf der WIKA-Webseite.
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